Brasilien

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 Von 1983 bis 1995 gab Aktion Regelmässig 27.354,12 € für folgende Projekte nach Brasilien:

 1994-1995

3.067,75 € 

 Gesundheits-/Öffentlichkeitsarbeit
 1991-1992

5.368,56 € 

 Basisschulen in Slumviertel von Recife
 1987-1991

4.601,63 € 

 Basisgesundheitsarbeit in Santa Luzia (Maranhao)
 1983-1988

13.293,59 € 

 Dorfaufbau/Schreinerwerkstatt/Nähstube in Pedro Secundo (Piaui)
 1987

1.022,58 € 

 Bienenhonigprojekt in Piripiri (Piaui)




AR untersützte von 1983 bis 1995 regelmässig Projekte in Brasilien, u. a. diese:

1991 - 1992:

Basisschulen in den Slumvierteln von Recife


Seit einigen Jahren arbeitet Christiane Rothvoss, eine Lehrerin aus Waltrop, in den Slumvierteln der brasilianischen Hafenstadt Recife mit einheimischen Eltern und Lehrern am Aufbau von Schulen. Die Kinder leben in unvorstellbarer Armut. Viele von ihnen hausen mit ihren Eltern in notdürftigen, selbstgebauten Hütten oder sie schlafen auf der Straße ohne ausreichende Ernährung und Versorgung.

Ihre Zahl nimmt ständig zu, weil eine jährliche Inflationsrate von 1.000 % immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft drängt. Nur etwa ein Drittel aller in Brasilien lebenden Kinder können in staatliche Schulen gehen. Die übrigen sind sich selbst überlassen oder auf die Hilfe von Privatinitiativen angewiesen, die sich um die Straßenkinder kümmern. Um den Teufelskreis von Armut, Analphabetentum und Arbeitslosigkeit zu durchbrechen, müssen Eltern in den Favelas (Armutsvierteln) selbst initiativ werden, um ihren Kindern ein Minimum an Bildung zukommen zu lassen.


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Christiane Rothvoss betreut inzwischen drei Schulprojekte. Das dritte Schulprojekt ist die "Escola Uniao Comunitario". Der Aufbau dieser Schule ist wichtig, weil die nächste Schule viele Kilometer weit weg liegt, und die Kinder durch ein Waldstück müssten, wo oft Leichen gefunden wurden, die die Todesschwadronen dort ablegten. Im Moment werden 140 Kinder in einer alten Kapelle in Schichten unterrichtet, da die Schule wegen fehlender Gelder nicht fertiggestellt werden konnte. Während des Schultages erhalten die Kinder von einer der Schule angegliederten kleinen Küche eine Mahlzeit.

Für den Unterricht sind die Kinder altersmäßig in Gruppen aufgeteilt: 7 bis 10 Jahre, 10 bis 13 Jahre, 14 bis 17 Jahre. Zum Teil sind die Gruppen stark überaltert und werden an Regelschulen nicht mehr angenommen. Sechs Frauen arbeiten mit, drei von ihnen sind ausgebildete Lehrerinnen. Gearbeitet wird nicht nach üblichen Methoden, sondern nach der des brasilianischen Pädagogen Paulo Freire. Diese Methode bezieht sich auf die konkrete, eigene Lebenssituation, welche eine Situation der Armut und Unterdrückung ist. Das bedeutet, dass z.B. Schulbücher selbst erarbeitet werden, in denen für Kinder erlebbare Alltagssituationen vorkommen. Es wird nicht vom Kinobesuch, vom familieneigenen Auto oder vom Hausmädchen erzählt. Regelmäßig werden Seminare, die Christiane Rothvoss leitet, zur Vorbereitung des Unterrichts durchgeführt.

Zum Bau der Schule:

Bis zum Dezember 1990 wurden vier Klassenräume im Rohbau erstellt. 3.000 DM (1534 Euro) die AR im Februar 1991 nach Brasilien schickte, wurden für das Dach und den Innenausbau verwendet. Bis Anfang 1992 schickte AR weitere 7.500 DM (3835 Euro) für noch fehlende Installationen und die Inneneinrichtung.


1987 - 1991:

Unterstützung der Basisgesundheitsarbeit in Santa Luzia / Maranhao

Santa Luzia liegt im Südwesten des Bundesstaates Maranhao und ist etwa sechsmal so groß wie das Bistum Essen. Die längste Straße der Pfarrei misst ca.250 km - unvorstellbar für deutsche Verhältnisse. Vier Priester vom Herz-Jesu-Orden sind dort seelsorgerisch tätig und betreuen die 120 verstreut liegenden Kleingemeinden der Pfarrei.

Es ist offensichtlich, dass die vier Patres die Kleingemeinden und die dazugehörigen Kapellen nicht regelmäßig besuchen können (manche nur 1-3 x im Jahr). So übernehmen Laien die Katechese und die Gestaltung der Gottesdienste. Da die Patres sich aber nicht auf die Stadtgemeinde zurückziehen und zwei von ihnen ständig die Woche über zu den Kapellen hinausfahren, bzw. reiten, sind sie vertraut mit dem Alltag und den Problemen der Menschen.

"Problema de terra" heißt das Schlagwort, das bei allen Gesprächen auftaucht. Dieser umfassende Begriff verliert an Bedeutung, wenn man ihn nur mit "Landprobleme" übersetzt. Er meint zugleich auch die Probleme, welche die Menschen mit Arbeit, Ernährung, Gesundheit, Familie, Frieden und Überleben haben. "Die Mehrheit der Bevölkerung hat kein Land, kein Haus und keine Gesundheit", schreibt unsere Kontaktperson, Pfarrer José Ritter in seinem Brief vom September 1988.

Die Priester werden also demzufolge sehr vielschichtig gefordert. Im Arbeitsbereich empfehlen sie den Kleinbauern der CPT (Kommission für Landpastoral) beizutreten. Diese Sonderkommission der Brasilianischen Bischofskonferenz wurde vor Jahren mit dem Ziel gegründet, das Recht der Campesinos auf Land als ein wesentliches Element ihrer Menschenwürde zu fordern und zu verteidigen. Sie hilft bei Rechtsfragen und unterstützt außerdem die Bewegung der Landlosen. Im Gesundheitsbereich, den wir als AR nun unterstützen, wird seit 1987 verstärkt mit dem Konzept der Gesundheitsvorsorge gearbeitet.

Gesundheitshelfer in jedem Dorf

Das Konzept der Gesundheitsvorsorge oder auch der Basisgesundheitsarbeit sieht vor, interessierte Personen in Kursen zu sogenannten Dorfgesundheitshelfern auszubilden. Dadurch wird die Gesundheitsfürsorge von den städtischen Kliniken in die abgelegenen Dörfer verlagert und der Kreis der "Fachleute" um ein Vielfaches erweitert. Die Kursteilnehmer werden in der Früherkennung von Krankheiten sowie in in Hygienemaßnahmen ausgebildet. Hinzu kommen Kenntnisse über gesunde Ernährung, medizinische Heilpflanzen, aber auch über Behandlung von Krankheiten und Unfällen und vieles mehr. Die häufigsten Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, Tuberkulose, Bronchitis und Wurmerkrankungen beruhen aber nicht nur auf fehlendem Wissen über Hygiene. Sie sind hauptsächlich Krankheiten der Armut. So stellt sich auch vom Gesundheitsaspekt die Forderung nach einer gerechten Landverteilung als eins der wichtigsten Anliegen dar. Denn nur wenn die Menschen Land erlangen, können sie Grundnahrungsmittel anbauen und sich durch hinreichende Ernährung vor Krankheiten schützen.

In dem Projekt von Santa Luzia arbeiten drei Personen. Für eine finanzieren wir das Gehalt, die Fahrten zu den Gemeinschaften und die dabei entstehenden Kosten. Nach einem Eingangsbetrag von 1000 DM (511 Euro) in 1987 und weiteren 3000 DM (1534 Euro) in 1988 haben wir aufgrund der erneuten Anfrage von Pater José auch für 1989 eine Unterstützung von 3000 DM (1534 Euro) beschlossen.



Aktion Regelmaessige Hilfe e.V.,
Kleefeld 50, 45481 Muelheim a. d. Ruhr
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